„Trotz eines dramatischen Rückgangs der Rohstoffpreise um bis zu 42 Prozent konnten wir Absatz und Umsatz weitgehend stabil halten“, sagte Dr. Michael Schwarzkopf, Vorstandsvorsitzender der Plansee-Gruppe, bei der Bilanzpressekonferenz in Reutte. Dabei wurden rohstoffbedingt niedrigere Verkaufspreise durch günstige Wechselkurse weitgehend kompensiert.
Marktanteilsgewinne gegen den Trend
Das globale Wachstum ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Dennoch baute die Plansee-Gruppe ihre Geschäftsaktivitäten in vielen Märkten aus und gewann Marktanteile in Europa und Asien. „Dazu haben Innovationen und Neuprodukte wesentlich beigetragen“, betonte Schwarzkopf. Gruppenweit wurden über 60 Millionen Euro oder fünf Prozent des Umsatzes in Innovationsvorhaben investiert. So liefert Plansee Molybdänkomponenten für Belichtungsgeräte in der Halbleiterproduktion. Mit diesen Geräten wird die nächste Generation von noch leistungsfähigeren Computerchips gefertigt. Ceratizit hat ein völlig neues Wendeschneidplatten-Fräswerkzeug für das Eckfräsen entwickelt. Exakte 90-Grad-Winkel lassen sich mit dem neuen Frässystem auf Bauteilen wesentlich zuverlässiger und wirtschaftlicher darstellen.
Starke Nachfrage in Europa
Relativ stark war die Nachfrage in Europa, getrieben durch Exportindustrien wie den Maschinenbau und die Automobilindustrie. Ganzjährig robust zeigte sich die Luftfahrtindustrie. Obwohl China nicht an die Wachstumsraten der Vorjahre anknüpfen konnte, baute die Plansee-Gruppe ihren Umsatz in China und Südostasien weiter aus. Wesentliche Treiber dafür waren das vor fünf Jahren gestartete Joint-Venture CB Ceratizit und der neue Produktionsstandort in Shanghai. „Speziell vom Wachstum der Unterhaltungselektronik können wir vor Ort profitieren“, erklärte Schwarzkopf.
Dynamischer Absatzmarkt in Asien
Die Region ist für die Plansee-Gruppe der dynamischste Absatzmarkt. In Greater China produziert die Gruppe mit acht Werken und 2.000 Mitarbeitern. In Indien ist die Plansee-Gruppe mit drei Standorten und 700 Mitarbeitern vertreten. Vor kurzem wurde mit einem Produktionsneubau in Korea begonnen.
Schwieriger war das Marktumfeld in Nordamerika, nicht zuletzt durch die anhaltende Schwäche der Öl- und Gasindustrie sowie des Bergbaus. Ausreichende Produktionskapazitäten zur Deckung des weltweiten Molybdänbedarfs ermöglichten eine ausgesprochen positive Entwicklung beim Molybdänerz-Verarbeiter Molymet in Chile.
Global erzielt die Plansee-Gruppe in den Branchen Maschinenbau, Automobil und Unterhaltungselektronik mehr als die Hälfte ihres Umsatzes. Regional gesehen wurden in den drei Hauptmärkten Europa 53 Prozent, in Amerika 23 Prozent und in Asien 24 Prozent erzielt.
Weitere Stärkung der globalen Marktposition
Im abgelaufenen Geschäftsjahr investierte die Plansee-Gruppe an die 220 Millionen Euro. Dazu gehörten der Bau eines neuen Produktionswerks in Indien, Produktionserweiterungen in Österreich und Luxemburg sowie Produkt- und Prozessinnovationen. Außerdem übernahm die Plansee-Gruppe drei Unternehmen.
Der Hartmetallexperte Ceratizit erwarb den deutschen Spezialwerkzeughersteller Klenk GmbH & Co. KG. Das Unternehmen beschäftigt 120 Mitarbeiter in Balzheim. Außerdem unterzeichnete Ceratizit einen Kaufvertrag für den mehrheitlichen Erwerb des indischen Werkzeugherstellers Cobra Carbide Pvt Ltd. Cobra Carbide beschäftigt 45 Mitarbeiter in Bangalore. Der Wolframpulverproduzent GTP übernahm die finnische Firma Tikomet Oy mit 40 Mitarbeitern und verstärkte damit seine Kompetenz im Wolfram-Recycling.
„Alle Erweiterungen und Zukäufe untermauern die Strategie der Plansee-Gruppe, in den Hochtechnologie-Werkstoffen Molybdän und Wolfram eine führende Stellung einzunehmen, von der Erzverarbeitung bis zur kundenspezifischen Komponente“, so Michael Schwarzkopf.
Bereit für weitere Akquisitionen
Die Plansee-Gruppe ist mit einer Eigenkapitalausstattung von über 1,1 Milliarden Euro und keiner Verschuldung bereit für weitere Expansionsvorhaben. „Wir sind nicht nur für wachstumsschwächere Zeiten sehr gut gerüstet, sondern vor allem auch bereit, größere Akquisitionen jederzeit zu stemmen“, sagte Schwarzkopf.
Industrie-Portfolio in zehn Jahren verdoppelt
Die Plansee-Gruppe hat ihr Industrie-Portfolio in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebaut. Erzielten vor zehn Jahren alle unternehmerischen Beteiligungen einen Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro, so waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr 2,2 Milliarden Euro.
Weltweit beschäftigen die Beteiligungsunternehmen 11.900 Mitarbeiter, 150 mehr als vor einem Jahr. In Österreich war die Zahl der Mitarbeiter mit 2.300 Beschäftigten stabil.
Ausblick
Im laufenden Jahr rechnet die Plansee-Gruppe mit keiner Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Fokus der Gruppe liegt deshalb verstärkt auf der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der nachhaltigen Optimierung der Geschäftsprozesse.
Zunehmend von Bedeutung werden Geschäftsmodelle sein, die sich aus der fortschrei-tenden Digitalisierung aller Geschäftsprozesse (Industrie 4.0) ergeben.
Über die Plansee-Gruppe
Mit Plansee Hochleistungswerkstoffe und Global Tungsten & Powders (beide 100 Prozent) sowie Ceratizit (50 Prozent) und der Beteiligung an Molymet (20 Prozent) ist die Plansee-Gruppe eines der weltweit führenden pulvermetallurgischen Industrieunternehmen, das die gesamte Wertschöpfungskette der Werkstoffe Molybdän und Wolfram abdeckt – vom Erzkonzentrat bis zur kundenspezifischen Komponente. Die Plansee-Gruppe erzielte im Ge-schäftsjahr 2015/16 mit 6.371 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 1,18 Milliarden Euro. Das Geschäftsjahr endet mit dem letzten Februartag.