„In einem sehr spannenden Marktumfeld ist es uns gelungen, mit Flexibilität und Stärke zu punkten“, sagten die Vorstände der Plansee Group, Bernhard Schretter und Karlheinz Wex, bei der Bilanzpressekonferenz in Reutte. Mit einer Eigenkapitalquote von 58 Prozent sei die Plansee Group kerngesund, schuldenfrei und für Konjunkturschwankungen ebenso gerüstet wie für weitere Entwicklungsschritte.
Zum Umsatzplus haben alle Absatzmärkte und Regionen sowie sämtliche Unternehmensbereiche und Beteiligungen der Plansee Group beigetragen. Regional wurden 53 Prozent in Europa, 25 Prozent in Amerika und 22 Prozent in Asien umgesetzt. Der im Jahr 2017 übernommene Bohrerhersteller Komet steuerte ein Drittel des Umsatzwachstums bei. Die Absatzmenge stieg um sieben Prozent.
Als ein Jahr „mit zwei Gesichtern“ bezeichneten Schretter und Wex den Verlauf des Geschäftsjahres. Das erste Halbjahr sei von einer „immens hohen Nachfrage“ geprägt gewesen. Im zweiten Halbjahr, insbesondere in den beiden Monaten Dezember und Januar, sei eine deutliche Abkühlung spürbar gewesen. „Unser Ziel muss es weiterhin sein, der schwankenden Nachfrage und dem steigenden Wettbewerbsdruck aus China mit Flexibilität und Stärke zu begegnen“, so Karlheinz Wex. Dafür habe man im vergangenen Jahr weiter in die Leistungskraft der Unternehmensgruppe investiert und wichtige Schritte beim Ausbau der Recyclingquote und bei der Mitarbeiterqualifikation gesetzt.
Investitionen und neue Produkte
Zur Stärkung der Leistungskraft hat die Plansee Group im abgelaufenen Geschäftsjahr 210 Millionen Euro investiert. Ein Großteil der Investitionen floss in den Neu- und Ausbau von Produktionskapazitäten sowie in die Automatisierung bestehender Produktionsanlagen und -abläufe. Im Fokus standen dabei die Produktionsstandorte in China, Indien, Österreich, Deutschland, Japan und der Schweiz. Insgesamt 67 Millionen Euro hat die Plansee Group in die Entwicklung von neuen Produkten und Prozessverbesserungen investiert. Der Neuproduktanteil (Produkte jünger als fünf Jahre) am Umsatz liegt wie im vergangenen Jahr bei 29 Prozent. Im Unternehmensbereich Plansee Hochleistungswerkstoffe wurde die Organisation deutlich gestrafft, um Schnittstellen zu reduzieren und Wachstum zu erleichtern.
Recyclinganteil weiter steigern
Angesichts volatiler Rohstoffmärkte und schwieriger Rahmenbedingungen für westliche Wolframminen hat die Plansee Group weitere Schritte gesetzt, um die Rohstoffversorgung mit Wolfram langfristig abzusichern. So wurde zum 1. März 2019 die Übernahme von Stadler Metalle bekanntgegeben. Das deutsche Unternehmen ist auf den Handel und die Aufbereitung von Hartmetallen spezialisiert. Karlheinz Wex: „Hartmetalle bestehen aus Wolfram und Kobalt. Die Nachfrage nach diesen Metallen nimmt weltweit zu. Stadler kauft gebrauchte Hartmetallwerkzeuge an, analysiert und sortiert sie und lässt sie zu hochwertigem Wolfram- und Kobaltpulver aufbereiten.“ Mit der Übernahme soll die Recyclingquote bei Wolfram in der Plansee Group von derzeit 60 Prozent weiter gesteigert werden. Die Kapazitäten für die Umarbeitung von Hartmetallschrott in frisches, einsatzfähiges Wolfram- und Kobaltpulver werden auch an den Standorten in Finnland, USA und Österreich weiter ausgebaut.
Fachkräfte selbst ausbilden
Als wesentlichen Wettbewerbsvorteil der Plansee Group sieht Bernhard Schretter gut ausgebildete Fachkräfte. Die Plansee Group hat zahlreiche Hebel in Bewegung gesetzt, um Fachkräfte auszubilden und ins Unternehmen zu integrieren. So sei laut Schretter die Chance für junge Menschen so gut wie nie, einen Ausbildungsplatz bei Plansee und Ceratizit in Reutte zu bekommen. Der Grund: Die Unternehmen werden 50 Prozent mehr Ausbildungsplätze pro Jahr anbieten. Im vergangenen Lehrjahr wurden 40 Lehrlinge neu aufgenommen, in den kommenden Jahren soll die Zahl auf 60 Lehranfänger jährlich steigen. Die bisherigen Lehrberufe werden um die zwei neuen IT-Lehrberufe Applikationsentwickler und Informationstechnologe ergänzt. Um den notwendigen Platz zu schaffen, investiert die Plansee Group noch dieses Jahr sechs Millionen Euro in den Neubau einer Lehrwerkstatt in Breitenwang/Reutte.
Ein Meilenstein ist auch der für Herbst 2020 angekündigte Start einer HTL-Klasse für Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Betriebsinformatik. Plansee hat sich für dieses Projekt bereits seit geraumer Zeit eingesetzt und wird die neue HTL-Ausbildung in Reutte mit Laboren und Werkstätten tatkräftig unterstützen.
Das Industrie-Portfolio
Das Industrie-Portfolio der Plansee Group hat sich im vergangenen Jahr weiter positiv entwickelt. Die Unternehmensbeteiligungen erzielten im Geschäftsjahr 2018/19 einen Umsatz von drei Milliarden Euro. Der Produktionsumsatz in Breitenwang/Reutte betrug 678 Millionen Euro.Weltweit beschäftigten die Beteiligungsunternehmen 14.451 Mitarbeiter zum Stichtag 28.2.2019. In Österreich waren im abgelaufenen Geschäftsjahr 2.483 Mitarbeiter beschäftigt – 111 mehr als im Jahr zuvor und so viele wie noch nie. In der Region Außerfern/Allgäu zählt die Plansee Group mit 3.800 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern.
Ausblick
Nach den großen Nachfrageschwankungen im vergangenen Geschäftsjahr hat sich die Nachfrage im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs auf einem etwas niedrigeren, aber stabilen Niveau eingependelt. Vor allem aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau war eine gedämpfte Stimmung zu spüren. Viele Kunden bauten Lagerbestände ab. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die Geschäftslage in den kommenden Monaten auf diesem Niveau bleibt“, so Karlheinz Wex. Vom Brexit und unkalkulierbaren Handelskonflikten sei die Plansee Group zwar nicht direkt betroffen. „Langfristig schaden diese Entwicklungen aber der gesamten Wirtschaft“, so Karlheinz Wex. Und er bekräftigte: „Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, halten wir an unserem klaren Fokus auf die Werkstoffe Wolfram und Molybdän für Hightech-Anwendungen fest, schaffen die Rahmenbedingungen für bestens ausgebildete Mitarbeiter und investieren weiter in unsere Leistungskraft, vor allem in Fähigkeiten und Prozesse, um der bevorzugte Lieferant für unsere Kunden zu sein.“
Über die Plansee Group
Mit den Divisionen Plansee Hochleistungswerkstoffe und Global Tungsten & Powders (beide 100 Prozent), dem Joint Venture Ceratizit (50 Prozent) und der Beteiligung an Molymet (21,1 Prozent) ist die Plansee Group eines der weltweit führenden pulvermetallurgischen Industrieunternehmen. Die Plansee Group ist auf die Werkstoffe Molybdän und Wolfram spezialisiert und deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Erzkonzentrat bis zu kundenspezifischen Werkzeugen und Komponenten. Das Portfolio umfasst mehr als 75.000 verschiedene Produkte und Werkzeuge. Damit ermöglicht die Plansee Group Hightech-Geräte des täglichen Bedarfs wie Smartphones ebenso wie nachhaltige und effiziente Lösungen für die Mobilität, die Energieversorgung und die industrielle Fertigung.
Die Plansee Group erzielte im Geschäftsjahr 2018/19 mit 7.979 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 1,52 Milliarden Euro. Im Portfolio der Plansee Group (alle Beteiligungen mit mehr als 20 Prozent zusammengerechnet) wurde ein Umsatz von 3,0 Milliarden Euro mit 14.451 Mitarbeitern erzielt. Das Geschäftsjahr endet mit dem letzten Februartag.